Warum die ständige Heuversorgung so wichtig ist …
Pferde sind Pflanzenfresser und darauf ausgerichtet den Großteil ihres Tagesablaufs mit Fressen oder der Nahrungssuche (16 bis 20 Stunden pro Tag) zu verbringen. Und das vorwiegend in Bewegung! Mit Haltungsformen wie Offenställen (natürlich hoffentlich stressfrei gestaltet) oder Paddockboxen ermöglichen wir den Pferden zumindest ein Mindestmaß an Bewegung, die Fütterung beschränkt sich aber oft noch auf 3 kleine Portionen Heu am Tag. Die fehlenden Futtermengen versucht man dann allzu oft mit großen Kraftfuttermengen auszugleichen.
Warum ist es so wichtig, dass Pferde immer Heu zu Verfügung haben?
Pferde produzieren ständig Magensäure, auch wenn sie nicht fressen (im Gegensatz zu einem Hund). Nur beim Fressen wird genug Speichel gebildet, der die Magensäure puffern kann, weil dieser beim Pferd sehr viel Bicarbonat enthält. Der gesamte Verdauungsapparat des Pferdes ist auf seine ursprüngliche Form der Nahrungsaufnahme ausgerichtet:
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dauerndes Fressen von rohfaserreicher Nahrung (Gras und Heu)
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vermehrte Kautätigkeit und damit Absonderung von Bicarbonat im Speichel
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der Magen ist fast nie leer, es kommen immer kleine Futterportionen nach
Als Beispiel noch der Vergleich der Speichbildung beim Fressen von Heu und Kraftfutterrationen:
Speichelbildung bei 1kg Heu (40 bis 50 Minuten Fresszeit) –> 4L
Speichelbildung bei 1kg Hafer (8 bis 15 Minuten Fresszeit) –> 1L
(Quelle: IWEST Equitana Ausgabe 2007, S. 16)
Die Magensäure hat natürlich auch seine Berechtigung – der Magen des Pferdes ist zweigeteilt: zuerst kommt der gut durchspeichelte Nahrungsbrei aus der Speiseröhre in den ersten Teil des Magens (der gegenüber der Magensäure noch sehr empfindlich ist). Hier startet die Vorverdauung und leicht zugängliche Kohlenhydrate werden abgebaut. Dann gelangt der Brei in den weiteren Teil des Magens, wo dann durch die Magensäure Mikroben und Keime abgetötet werden. Lange Leerzeiten (darunte verstehe ich alles länger als 4 Stunden ohne Raufutter) führen aber zu Säureansammlungen im Magen, das kann zu Magenschleimhautreizungen bis hin zu Magengeschwüren führen. Diese Leerzeiten senken dann in weiterer Folge den PH-Wert im Magen, Dünndarm und Dickdarm und der saure PH-Wert kann zu Reizungen & Entzündungen in der der Darmschleimhaut führen. Eine dauernde Versorgung mit Heu ist auch für die Psysche des Pferdes enorm wichtig, einfach weil es ein Grundbedürfnis des Pferdes ist, mindestens 16 Stunden am Tag zu fressen.
Das ist nun alles sehr vereinfacht erklärt – wichtig ist mir nämlich einfach die Take Home Message: Heu, Heu, Heu und nochmals Heu für die Pferde!